Indische Erfahrungen

In der Zeit zwischen meinem Abitur und meinem Studium befand ich mich in einer Phase der Selbsterkenntnis. Es war mir damals wichtig, mich selbst noch besser kennen zu lernen und herauszufinden, was für ein Mensch ich bin. Ich entschloss mich daher, Frankfurt zu verlassen und für einige Monate mein Glück in Goa zu suchen.

Du kennst Goa vielleicht als die indische Stadt mit den bekanntesten Stränden des Landes sowie als ehemaliges Ziel vieler Hippies aus ganz Europa. Wie ich selbst herausfinden durfte, ist die frühere portugiesische Kolonie jedoch noch weitaus mehr.

In keiner anderen Phase meines Lebens habe ich so viele interessante und inspirierende Menschen getroffen wie in den 6 Monaten in Goa. Wer einmal dort war, weiß wovon ich spreche. Es spielt dort keine Rolle, wo ein Mensch herkommt, wie er aussieht oder wie er seinen Lebensunterhalt bestreitet. Wert gelegt wird nur darauf, dass jemand ehrlich ist und das, was er sagt auch wirklich so meint.

Die Besonderheit meines damaligen Trips war übrigens die Tatsache, dass ich lediglich ein One-way Flugticket gebucht hatte. Um die Reise zu finanzieren, musste ich viele meiner Lieblings-Gegenstände verkaufen, was mir jedoch entscheidend half mich voll auf diesen Ort einzulassen.

Als Unterkunft hatte ich eine traditionelle und eher zweckmäßige Strohhütte gewählt, von der aus die beiden wichtigsten Strände Goas gut zu erreichen waren. An einem davon lernte ich dann übrigens auch die erste Frau kennen, die mein Leben entscheidend verändert und mich zu der Frau gemacht hat, die ich heute bin.

Lizzy war zum damaligen Zeitpunkt 55 Jahre alt und stammt aus Rhode Island. Sie ist eine passionierte Yoga-Lehrerin und hat sich mit ihrer eigenen Schule in Goa einen Lebenstraum erfüllt. Im Gegensatz zum in Deutschland angebotenen Yoga ist das indische Original weit weniger auf spezielle Übungen ausgelegt, sondern vermittelt eine ganze Lebensphilosophie.

Es wurde mir beigebracht, was es bedeutet, in Frieden und Einklang mit meiner Umwelt zu leben und wie ich die üblichen Probleme des Lebens am Besten bewältigen kann.

Lizzy war es auch, die mir das Tantra näher brachte. Beim Tantra handelt es sich um eine seit Jahrtausenden praktizierte Mischung aus Religion und Philosophie, die die natürliche Nacktheit des Körpers als etwas einzigartiges betrachtet. Bei Lizzys Freundin Jane, die inmitten des Dschungels mit Besuchern aus aller Welt Tantra praktizierte, fand ich mich fortan jeden zweiten Tag ein.

Die dabei erlernten Techniken und Übungen sind der Grund dafür, warum ich mich heute so wohl fühle in meinem Körper und mich noch liebend gerne an diese Zeit zurückerinnere.